Survivalmagazin
Donnerstag, 9. September 2021
Hätte das wirklich sein müssen?
Gestern war die Trauerfeier von Pauls Mutter.
Sie hatte Krebs und wollte sich nicht behandeln lassen. Alternative Medizin und so Scheiß.
Ja und dann fuhr ich gestern mit Paul und seiner aktuellen Freundin ("aktuell" klingt vielleicht komisch, aber immer noch besser als "Lebensabschnittsgefährtin" - bäh) Zur Trauerfeier nach Hause.
Verdammter Scheiß - die beiden hatten Streit und die ganze Autofahrt war die Stimmung schrecklich. Als wir ankamen, ist sie erstmal weg gelaufen und kam erst 5 Minuten nach Beginn zur Feier in die Kirche.
Paul musste sie überreden mit nach vorne zum Sarg zu kommen.

Es wohl der schlimmste Tag in seinem Leben.

Max war auch da - weil ich ihm den Termin gesagt habe - und sein Vater. Es war weniger unangenehm als ich befürchtete. Aber wir haben beide geweint.

Ironischerweise kam dann noch zufällig Pauls Exfreundin an der Kirche vorbei und dann standen wir alle beim Rauchen (gut, Max und ich rauchen nicht, aber du weißt, was ich meine) - die Situation war komplett verrückt.

Ich fühle mich jetzt emotional total ausgelaugt.

Als ich jünger war dachte ich, es gibt im Leben zwar Entscheidungen, aber im großen und ganzen findet der Weg uns schon. Aber nein, in der Situation gestern standen so viele Entscheidungen und jede hätte anders getroffen werden können. Wir machen uns den Weg selbst - alle Schienen sind nur Illusion.
Ich fühle mich daher etwas verloren und orientierungslos, denn manchmal weiß ich wirklich nicht wo ich hinwill und ob es dort wirklich besser ist als hier oder als dort, wo ich herkomme.

Aber ich merke, dass die Zeit von Zuhause nie wieder kommen wird und alle Schritte sich dem zu widersetzen scheitern oder stellen sich im Endeffekt als Illusion dar. Also, wenn ich zurückgehe, bin ich nicht mehr die Person von vor 4 Jahren und die anderen sind es ebenso wenig. Wir enttäuschen uns somit nur selbst.

Also weitergehen und so glücklich sein wie es geht.

Ich vermisse alle und alles manchmal so schrecklich, dass es mich fast zerreißt. Aber sobald ich dann da bin, vermisse ich mich selbst und die Person, die ich früher war, immer weniger. Ich sehe mich als naiv und schwächer - weniger eigensinnig, okay.
Wir hätten ein Haus haben können, Kinder und einen Garten zusammen. Aber wo und wie? Wäre alles um uns trotzdem so zerfallen und hätten wir uns denn trotzdem nicht verändert? Das kann ich nicht glauben. Wir hätten nicht stehen bleiben können und wo wir waren, konnten wir uns zuliebe nicht bleiben.

https://www.youtube.com/watch?v=QXpjX9tZ1VQ

Das Lied hat sie mal auf ihrer Facebookseite gepostet. Passt jetzt.

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