Survivalmagazin
Freitag, 18. April 2014
Artikel 31 - Donnerstag
In den letzten Tagen war ich an der Ostsee und hatte nur mein Handy und kaum Zeit über das Geschehene zu schreiben oder überhaupt groß nach zu denken.
Es war schön. Das ist wohl das erste, was mir dazu einfällt. Es war ein schöner letzter Tag an dem wir uns gesehen haben. Seit 2 Tagen habe ich nichts mehr von Max gehört und es sind noch etwas mehr als 12 Tage, bis wir uns vorraussichtlich wieder sehen, Wir haben uns nicht in den Ferien verabredete oder sowas. Nicht dass ich es gerne tun würde, aber wie immer bin ich zu dumm und zu schüchtern ihn zu fragen.
Das nur so im Vorraus, jetzt befinden wir uns wieder am Donnerstagmorgen im Auto meines Vaters, das gerade vor Max´s Haus anhält. Der Himmel ist blau und die Vögel zwitschern. Ich steige aus und höre von irgendwo oben meinen Namen rufen. Max musste an einem der Fenster stehen, aber als ich am Haus hochsehe blendet mich die Sonne und ich kann nichts erkennen. Also gehe ich zur Tür und klingel. Ich hatte mir diesen Augenblick schon sehr sehr oft ausgemalt. Wie ich klingel, er die Tür aufmacht und einfach im Türrahmen stehen bleibt und mich ansieht.
Aber natürlich wussten meine Fantasien nichts davn, dass ich die Türklingel so drücken würde, dass sie klemmt und ein Dauerklingel erzeugt.
Max riss die Tür auf, sagte hallo und begann an der Klingel rumzudrücken bis sie wieder raus war und das Klingeln aufhörte. Dann sagte er nochmal Hallo und das Pascal schon da war. Und wir gingen rein.
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass das Haus 1912 gebaut wurde und teilweise noch etwas danach aussah. Total genial. Eine Treppe die 3 Stockwerke Wendeltreppenmäßig nach oben führte, Mehrere Nebenzimmer und ein Raum in dem ganz viele Schuhe und Kleiderständer standen. Dort ließ ich meine Schuhe, Tasche und Jacke liegen und wir gingen hoch. Im Flur hingen Puzzles von T. Kinkade. So ein Bild haben wir auch im Flur hängen. Schiksal... (haha)
Achso, was eventuell noch interessant ist: Max hatte Hausschuhe an. Nur für später, wenn ich zur Beschreibung seines Zimmers komme.
Wir sollten ja was für Geschichte machen, und da die Heizung in seinem Zimmer noch nicht an war, setzten wir uns ins Wohnzimmer aufs Sofa und schauten uns ein Youtube video zu unserem Thema an.
Das Wohnzimmer war so irgendwie in einem Raum mit der Küche. Überall hingen Bilder. Und sie waren alle wunderschön. Das, was mir am besten gefiehl, war ein Foto auf dem Max und seine Brüder zu sehen waren. Sie saßen in einem Wald und er und sein anderer größerer Bruder hatten jeweils einen der kleinen auf dem Schoß, halb mit den Armen umschlossen. Alle braungebrannt und lachend.

Irgendwann haben wir dann Frühstück gemacht. Da waren wir schon an dem Punkt, an dem uns auffiel, dass wir wohl nicht so viel schaffen würden. Max schmiss den ganzen Tisch mit Dingen voll, die man auf Toast essen konnte. Dazu gab es Milch oder Kaffee.
Dann sind wir in sein Zimmer und es ist seeeeehr unordentlich. Auf seinem Schreibtisch ist ein Computermonitur, eine Tastatur und jede Menge Kram. Ich habe keine Ahnung was da alles lag. Ich weiß nur noch, dass es viel war und überall lag.
Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass es mir gefallen hat, dass sein Bett doppelt so groß war wie meins.
Ansonsten sah es eigentlich genauso aus, wie Max sein zimmer aussehen würde. Also es passte zu ihm.
Da das hier anonym ist, kann ich ja auch schreiben, dass auf seiner Fensterbank ein Blumentopf mit THC freien Mariuhanapflänzchen und Tabakpflänzchen stand. Und da Max einfach er selbst ist, kann ich ihn auch rein gar nicht verurteilen. Vor einem Jahr hätte ich das vielleicht noch getan, aber irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem man jemanden auch für Dinge liebt, die von vielen Menschen verurteilt werden. Und vorallem ist es doch so: solange sich der Charakter eines Menschen nicht verändert, ist es mir scheißegal was er tut. Denn, ist es nicht gerade dass, was ihn ausmacht? Meine Toleranzgrenze verschiebt sich mittlerweile ins Nirgenwo.
Irgendwann hat dann Paul geklingelt. Wir mussten noch zu einer Schulveranstaltung und es war verdammt merkwürdig so sehr Teil von Max´s Leben zu sein, dass Paul sich nichtmal groß wunderte mich bei ihm anzutreffen.
Wir gingen raus und ich streichelte Max seinen Hasen.
Zuerst versuchten wir den Traktor anzuschmeißen. Leider war ein Hänger angekuppelt, aber Max machte ihn trotzdem an um zu demonstrieren, wie das geht. (Viel komplizierter, als bei nem Auto, soviel sei gesagt)
So sind wir also zu Fuß zur Kirche, in der das, was auch immer das sein sollte, statt fand.
Das war wieder das Übliche: Ein Mädchen fragte Max, ob wir zusammen wären usw...
Wir gingen hoch auf einen der oberen Ränge und schauten runter. Max neben mir. Der Kerl ist verdammt warm und das permantent. Es war etwas eng und so brauchte ich keine Jacke, weil der mich von der einen Seit angestrahlt hat.
Tolle Erinnerung. Ich brauchte nur meinen Kopf zur Seite zu drehen um seine Augen zu sehen.
Schon komisch, so Momente in denen wir uns sehr nah nebeneinander befinden und dann wieder Zeiten in denen wir sehr weit weg voneinander entfernt sind. Daran denke ich immer, wenn ich neben ihm sitze. Das kommt mir so unwirklich vor, als würde ich jeden Moment aufwachen.
Ich wusste nicht, was werden würde, wenn die Veranstaltung vorüber ist. Ich dachte ich würde dann tschüß zu ihm sagen und zum Bus gehen, aber als es dann wirklich zuende war sagte er zu mir sowas wie: "Wir gehen doch ganz gemächlich raus, warum so ne Hektik immer? Die rennen ja geradezu aus der Kirche."
Also sind wir zusammen ganz gemächlich aus der Kirche raus gegangen und haben davor gewartet. Da kam dann irgendwann Paul und wir sind in einen kleine Seitengasse und haben auf 2 weitere Jungs gewartet. Einer davon ist ein guter Freund von mir. Freddie. Er hatte sich von irgendwo her Zigarren besorgt und kam grinsend damit an. Vorher hatte er in der Kirche vorgespielt und trug deshalb einen Anzug. Schon ein krasses Bild, dieser Vorzeigejunge im Anzug blöd grinsend mit einer Packung Billigzigarren auf uns zukommen zu sehen. Ich war eigentlich nur wegen Max mitgekommen und weil ich noch Zeit hatte. Jetzt begann Freddie Zigarren zu verteilen. Ich wollte keine und Max meinte er würde von den anderen mal ziehen. Dann sind wir in Richtung Getränkemarkt. Natürlich hatte Paul seine Tasche vergessen und ich durfte sie dem Traumtänzer hinterhertragen.
Da in Supermärkten Rauchen (und auch Paffen ;) ) verboten ist, fragte Freddie mich ob ich für alle Bier holen könnte. Da ich nicht alleine gehen wollte kam Max mit. Und wie das Leben so spielt kam genau in dem Moment als wir zusammen an der Kasse standen (Max die Arme voll mit Bierflaschen) genau das Mädchen rein, was zuvor gefragt hat ob wir zusammen sind.
Ich denke man muss kein Genie sein um zu erahnen, was das für einen Klatsch geben wird.
Max bezahlte also und wollte kein Geld von mir, für mein Bier annehmen. Vermutlich werde ich es ihm noch irgendwann geben. Es geht mir hier nicht ums Prinzip, ich will nur einfach nicht so wirken als würde ich ihn nur ausnutzen. Deshalb schreibe ich auch Aufsätze für ihn oder guck seine wenigstens mal durch. Ob er mich ausnutzt ist mir realtiv egal. Er tut so genug für mich.
Zurück zur Story: ich habe es geschafft ne Bieflasche mit ner anderen aufzumachen und zum ersten Mal an einer Zigarre gezogen. Hab nicht gehustet. Beim 2. mal dann, da hab ich den Rauch in die Lunge bekommen. Geschmeckt hat sie naja... nicht wirklich eklig, aber nicht so gut wie Schokolade.
Als es dann Zeit wurde zu gehen hat mich Max umarmt und sowas gesagt, wie das wir uns jetzt 2 Wochen nicht sehen werden. Ich habe daraufhin gemeint, wenn das das Schiksal uns nicht zusammen führt.
Dann hab ich den anderen Tschüß gesagt und bin ohne mich umzudrehen gegangen.

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