Ich würde gerne etwas interessantes, tolles schreiben, aber ich kann nicht weil meine Gedanken sich nur um die Zukunft drehen. Was ich will, was nicht, und was sich zu wollen haben lohnt.
Das Leben ist mir zu geradlinig und dann wieder zu schrecklich und sinnlos um es so weiter zu leben. Ich will weg verreisen, Mensch helfen, aber ich will auch Max und ich kann nicht lange weg, weil ich dann Heimweh bekomme und alles den Bach runter geht.
Ich habe jetzt bald alle Prüfungen hinter mir und damit Abitur, aber was ich dann vor habe weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht was ich will. Wenn ich ein Ziel hätte wie alle anderen Menschen um mich herum dann wäre das toll, klasse, prima, dann könnte ich los legen und dieses Ziel verfolgen. Ich würde mich reinhängen und es erreichen und dann würde ich ein neues Ziel haben. Aber ich bin nicht so, ich denke zu viel nach, hinterfrage die Dinge nach ihrem Sinn und das ist schlecht, weil sich dann doch irgendwie alles als sinnlos entpuppt. Auch mit den was-mich-glücklich-macht habe ichs versucht. Naja, Max macht mich glücklich, so wie es jetzt ist ist es glücklich, aber es ist ja nichts für immer und er geht auch bald studieren und wohnt dann alle 3 Monaten daheim, das heißt also, entweder gehe ich auch studieren und sehe ihn 3 Monaten nur am Wochenende oder ich bleibe daheim und sehe ihn 3 Monate nur am Wochenende. Das macht mich fertig, denn das letzte mal, das ich Max eine ganze Woche nicht gesehen habe, was als er krank war und da haben wir telefoniert. Wer weiß wie oft wir dann überhaupt noch telefonieren, wenn wir beide woanders studieren. Vielleicht am Anfang, aber möglicherweise wird das dann immer weniger, weil das Geld knapp wird, oder weil man sich am Telefon prinzipiell weniger zu sagen hat und dann stellen wir fest, dass wir uns völlig auseinander gelebt haben und dann versuchen wir es unnötig in die Länge zu ziehen, weil wir wissen wie es früher war und glauben es wird wieder zu sein, aber irgendwann merken wir das es dafür zu spät ist, weil wir uns einfach viel zu wenig sehen. Und dann machen wir eine "Auszeit" oder trennen uns, weil einer den anderen schon seit einer Weile betrügt, da wir uns ja nie sehen.
Ich hasse diese Gesellschaft, in der man nur etwas taugt, wenn man einen Job hat. Und dann kommt es noch darauf an was es für ein job ist, welche Hosen man trägt und ob man genug Freunde hat, die nicht allzu uncool sind.
Man soll arbeiten, in beschissene Clubs gehen, Kinder bekommen und dann weiter arbeiten bis man einen verdammten Blumenstrauß zum Abschied bekommt und das wars dann mit dem Arbeitsleben und man kann sich langsam aufs sterben vorbereiten. Und solange es einem nicht scheiß egal ist was andere von einem denken, geht man diesen weg. Max studiert dual, weil seine Eltern meinen es wäre besser für ihn. Ich weiß nicht, vielleicht ist das auch besser, aber die Art, das sein Vater tagelang nicht mit ihm geredet hat deswegen finde ich einfach nur schrecklich. Es ist doch Max sein Leben, und es ist auch klar, wie sehr er seine Familie liebt und wie sehr er streit hasst. Er hat so ein Monatseinkommen, aber ich weiß nicht ob es das ist, was ihn wirklich glücklich macht. Und vielleicht, wenn er nur studiert hätte, dann wäre er vielleicht in der selben Stadt, wie ich und wir könnten und jeden Tag sehen, auch wenn das jetzt egoistisch klingt.
Ich weiß er ist in den Augen vieler auch nur irgend ein Junge und ich weiß was die meisten sagen werden, dass wenn wir uns trennen alles egal sein wird, mir wird die Welt offen stehen.
Aber jetzt ist Max alles für mich, nicht ganz alles, aber ziemlich viel. Und das ist er schon seit 3 Jahren. Ich will ihn nicht verlieren, weil unsere Gesellschaft es so vorschreibt wie man zu leben hat.
Die Zukunft scheint mir todtraurig und dabei sollte ich eigentlich froh sein so frei zu sein. Mensch, das mag ich auch an Max, er ist im Grunde ein ziemlicher Optimist und wenn er da ist, habe ich fast nie solche Gedanken, wie ich sie hier aufschreibe.