Survivalmagazin
Donnerstag, 13. Mai 2021
Abendessen
17:07 Uhr kam die Schwester mit dem Abendessen ins Zimmer. Nun merke ich tatsächlich, dass ich im Krankenhaus bin.

Morgen früh werde ich operiert und nach etlichen Nervenzusammenbrüchen die letzten Tage bin ich gerade erstaunlich gelassen.
Vielleicht gehe ich gleich noch eine Runde spazieren.

Es ist meine erste Operation und die erste Voll Narkose. Hattest du sowas schonmal? Wie viel Angst ist sinnvoll?

Auf bald.

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 253 Strommännchen  mussten schon arbeiten

 
https://www.youtube.com/watch?v=9ldjHZjig18

Damals hab ich an diese Szene gedacht.. Ich war ende 17 bei meiner op, vielleicht zu früh um zu viel drüber nachzudenken. Ich lag nackt auf diesen blauen op Matten (https://www.youtube.com/watch?v=-FyRzgJFeLE 7:15) mit einer Steifen, schweren Kunststoffdecke auf mir drauf. Ich hatte die nacht durchgemacht weil ich für 5 oder 6 eingeplant war. Und es fand in Potsdam statt. Ich weiß noch dass ich Unterschriebene Sachen vorort noch mit ''Berlin'' markiert habe.
Ich hatte ein gutes Gefühl müde in die op zu gehen, weil der Gedanke während der Nakose aufzuwachen gruselig ist.

Bei meiner Einweisung für die Korrektur meiner beiden Kiefer bestand ein Risiko, Nerven in meinem Gesicht zu schädigen. Ich hatte von Leuten gelesen, die ihre Lippenhälfte nicht mehr spüren oder durchgehend kribbelte. Zudem könnte es sein, dass die Kiefer zunächst gerichtet werden, ich aber noch wachsen könnte und alles in ein paar Jahren nochmal machen müsste. Damals hatte ich noch meine Spange, das ist optimal für diesen Vorgang. Der ganze Prozess war so speziell, dass meine Krankenkasse nicht die ganze Spange gezahlt hat bzw sie hat mehr gekostet und das was nicht üblich war, wurde nicht übernommen. Meine op auch nicht, der Dr hat mir angesehen dass ich den Betrag nicht zahlen konnte und hat nur die Hälfte berechnet. Kieferfehlstellungen zahlen die Kasse nur, im nötigsten fall. Dass meine Zähne sich falsch abnutzen, kein Gleichgewicht im Körper wahrnehme und eine Krumme Haltung bekommen habe, meine Würbelsäule sich verkrümmt, ich nicht richtig beißen kann (Pizza mit Salami war nie meine top 1) ist gesetzlichen Versicherungen anscheinend egal.

Man war auch verpflichtet mir zu sagen, ich könnte erblinden. Die Ärztin schien aber gelassen und hinterließ kaum Sorgen bei mir.
Ich war müde und nur wenig nervös. Mein Dr machte einen sehr guten Eindruck. Bei der Untersuchung bemerkte er auch, dass meine Augen nicht auf der selben Höhe sind. Leute die Passfotos von mir machen, sind immer etwas verwirrt wegen mir. Nicht so krass wie Jonas Nay, bei mir merken es meist nur Typen die auf mich stehen, weil sie mich zu lange angucken. Er sagte er könne das richten, aber das Risiko zu erblinden wäre zu hoch. Danke Doc^^

Man steckte mir eine Nadel in meine linke Hand, ich glaue es tat weniger weh als ich erwartet hatte. Die netten Frauen warnten mich vor dem Stich und sagten, ich würde mit schönem Schlaf belohnt. Ich dachte, ich würde von 10 abwärts zählen oder diese Kunststoffmaske auf bekommen, aber ich war gleich weg.

Ich wachte vor dem op Saal auf. Mein Bett stand so gut wie leer. Ich bekam schwer Luft. Ich glaube ich habe ein größeres Drama gemacht als nötig. Plötzlich waren mehrere Leute bei mir. Eine Frau sagte dass meine Werte in ordnung sind. Ich musste nur sehr viel aushusten.
Dann wurde ich in mein Zimmer gerollt. Seltsamerweise war ich vor der op in einem anderen Zimmer. Sogar meine Sachen wurden transportiert. Keiner hat erklärt warum und ich hab auch nicht nachgefragt. Da konnte mich wohl jemand nach einem gewöhlichen 'hallo' und ein bisschen Wartezeit nicht leiden.
Ich war total schwach und mir war schlecht. Wir hatten diese Geräte an den Betten mit einem großen roten Knopf, für den Fall wir brauchen Hilfe. Der Anesthetist sagte, dass Raucher besser auf.. was auch immer die gemacht haben.. reagieren und Übelkeit sehr Wahrscheinlich ist.
Ich war kurz vorm brechen und bat meine Zimmergenossin auf ihren Knopf zu drücken, weil ich meine Bedienung nicht fand. Sie schien viel netter als die Andere. Ich bekam einen Behälter. Sobald ich ihn hielt, schoss mir dickflüssiges Blut zwischen den Zähnen raus. Meine Kiefer waren mit starken Gummis an meiner Zahnspange miteinander befestigt. Ich war noch ziemlich daneben. Wäre es nicht echt gewesen, hätte es auch ein schlechter Traum sein können.
Ich bekam 2 Tage lang tüten Suppen in Plastik cups und einen Strohhalm, den ich nicht benutzen konnte weil meine Lippen so geschwollen und Taub waren. Ich 'trank' die Suppe aus dem Becher und kam erst am 3. Tag auf die Idee, nach Yogurt zu fragen. Dämlich!
Die ganze Zeit über hatte ich eine Kühlmaske, die an einem Gerät angeschlossen ist. Es war viel zu laut. Nicht arg, aber ich hab leichten Schlaf.
Die nette Frau im Nebenbett gab ihrem Arzt sicher 40 Euro Trinkgeld, verabschiedete sich von mir und sagte, dass alles irgendwann aufhört. Oder so. Es war jedenfalls angemessen. Nach ihr kam eine ältere Dame, die etwas schnarchte.

Den Rest des Monats habe ich nur weich gegessen. Spinat, Rührei, Eis.. Ich spürte eine Hälfte meines Oberkiefers nicht. Essen schmeckt nur halb so gut.
Es ging weg, es ging gut.
Ein Klassenkamerat, der mir noch bei Umzügen mit seinem Auto hilft, hat nach mir die selbe op gehabt. Seine Fehlstellung wurde von der Versicherung übernommen.
Heute spürt er einen Teil seiner Wange nicht mehr.
Wir beide müssen nochmal unters Messer, weil die Schrauben und Platten aus dem Kiefer genommen werden sollen. Also.. ich sollte einen Termin machen. (sage ich mir seit 2 Jahren)
Eine Schaube weniger wäre das bereits, weil eine Wunde von mir nicht ganz vernäht war und die Schaube vor einigen Monaten herausfiel, wie ein Milchzahn.

Habe ich angst vor der nächsten OP?
Irgendwie gehts. Ich habe überhaupt keine Lust mich wieder zu übergeben. Und ich glaube der ganze Prozess hat sich negativ auf meinen Stoffwechsel ausgewirkt. Ich hatte diese 'Diät' weil ich meinen Kiefer nicht belasten konnte und hatte keinen Sport gemacht.

Wenn ich keinen Einfluss drauf haben kann.. weg mit den Sorgen. Einfach gesagt.
Ich habe die Meditationsserie auf Netflix von Headspace gemacht. Ich meine.. es ergibt Sinn. Ich schaue auf eine schlimme Lebenszeit zurück und erinnere mich daran, dass ich das auch geschafft habe und es meist gar nicht nötig war, mir so viele Sorgen zu machen.

Manchmal gings mir auch mies.. und ich schlafe drüber und hoffe meine Brust fühlt sich am nächsten Morgen nicht mehr so schwer an. Irgendwann wurde diese Hoffnung, der Tag geht schnell vorbei zur Gewohnheit. Ich brauche Halt.
Gerade bin ich wieder okay. Ich bewerbe mich außerhalb für Kunst. Traue ich mich Berlin zu verlassen? Ganz allein? Bin ich nicht immer noch das 13 jährige Mädchen, dass nicht weiß wie man Phase schreibt?
Ich könnte Architektur beginnen.. einige aus meiner Ausbildung sind dort. Nur so.. aus Spaß. Jemandem wie Ted begegnen. Das Ende habe ich immer noch nicht gesehen. Damn, ich liebe diese Serie. Womit könnte ich mich wohler fühlen, als mit den deutschen Synchronsprechern.. und Ted. Es ist blöd genug, langweilig genug. Ich habe schon länger starke Schwierigkeiten mich auf Neues einzulassen. Ich wiederhole viele Serien, Videos.. Obwohl ich offen für ein neues, besseres Ich bin.
Ich will einfach Menschen kennenlernen.

Erhol dich gut.

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