Survivalmagazin
Dienstag, 6. Dezember 2022
Schmerz
Vor genau 10 Jahren ist mein Opa gestorben. Opa Walther. Nikolaus 2012.

Er lag schon ein paar Tage auf der Intensivstation wegen eineer Lungenentzündung. Mama und ich haben ihn besucht und er sah so klein aus, wie er da lag. Früher kam er mir immer so groß war. Er schien total geschrumpft.

am Nikolaustag ist immer ein Fest von der Feuerwehr. Es wird gegrillt und der Nikolaus gibt Kindern Geschenke. Ich weiß noch, dass meine Mutter gesagt hat, das Krankenhaus ruft sie an, wenn es Neuigkeiten gibt. D.h. wenn Opa gestorben ist - alle hatten angenommen, dass er es nicht schafft.
Meine Mutter ist abends mit meiner Schwester zum Feuerwehrfest gegangen und ich bin daheim geblieben. Ich glaube, da waren Leute, die ich nicht sehen wollte oder so. Mein Vater war damals noch unter der Woche nicht Zuhause.
Meine Mama und Schwester sind also gegangen und ich blieb daheim. Einige Zeit später klingelte das Telefon und dann Mamas Handy, das sie daheim vergessen hatte, und dann wieder das Telefon. Ich bin nicht rangegangen, denn ich wusste, was für ein Anruf das war. Dass mir irgendjemand aus dem Krankenhaus sagen würde, mein Opa sei tot und ich zum Feuerwehrfest gehen muss und meiner Mutter sagen muss, ihr Vater sei tot.
Da die Telefone nicht aufhörten zu klingeln, lief ich raus und in Richtung vom Fest. Das war keine 15 Minuten von Zuhause entfernt, wir wohnen auf dem Dorf.
Sie waren jedoch nicht mehr dort, also lief ich zurück nach Hause. Scheinbar hatten sie einen anderen Weg genommen und Mama wusste auch schon Bescheid, da sie am Telefon war.

An mehr kann ich mich gar nicht so richtig erinnern. Es ist in meiner Familie immer schwer gewesen, sehr offen über Gefühle zu sprechen - ohne beurteilt oder verurteilt zu werden. Auch wenn ich im Vergleich zu früher viel offener mit meinem Gefühlen umgehe, denke ich häufig daran, ob es dem Gegenüber nicht zuviel ist, ob es stört, ob ich zu viel Raum einnehme.

Nun. Gerade fühle ich mich emotional nicht sehr gut. Irgendwie verletzt und traurig. Sauer? allein. ängstlich. bedrückt. als ob mein Kopf ganz viel aushalten muss und emotionaler Druck auf ihm lastet.

Verantwortung und Beziehung. Liebe und Körperlichkeit. Können wir das eine ohne das andere haben?

Wie kann ich eine Person zugleich so sehr vermissen und überhaupt nicht sehen wollen?
(Zumal ich mich hier selbst blüge. Vorhin kam eine Nachricht und ich war sehr enttäuscht als ich sah, dass sie nicht von ihm war.)

Meine Arme fühlen sich schwer an und wollen herunterhängen. Mein Kopf denkt, dass ich das zulassen sollte. Ich fühle mich klein, seltsam erregt. Ich spüre ein Licht und mein Kopf denkt, dass da jetzt vielleicht immer Licht ist.

--------

T., es tut mir unglaublich leid. Gestern früh habe ich dein Gespeichertes gelesen und es hat mich den ganzen Tag beschäftigt. Ich habe es noch gar nicht geschrieben, aber ich wohne jetzt vorübergehend in einer WG mit Paul. Ich sehe ihn jeden Tag. Über seine Mutter reden wir selten bis nie.
Ich wünsche mir manchmal, er würde noch mehr seine Gefühle zeigen vor mir. Aber vielleicht ist das auch nicht meine Aufgabe.

Ich war gestern erst halb 2 Zuhause und saß noch eine Weile in der Küche und habe nachgedacht. Alles, was seit April passiert ist, - nach dem Tod von meinem anderen Opa, über den ich scheinbar noch nicht wirklich schreiben kann, hat mich unglaublich vom Schmerz abgelenkt, der da ist.
Spürst du Schmerz?
Ich habe gestern versucht, ihn zu spüren und als er kurz kam, habe ich ein bisschen geweint. Aber dann kamen wieder ablenkende Gedanken.
Es ist so fucking schwer, sich dem zu stellen.

Letztlich stand ich meinem Opa wohl auch nicht so nah, zumindest war ich nicht oft da. Aber von allen Menschen, habe ich mich am meisten in ihm wiedererkannt. Ist es da verwunderlich, dass ich nach seinem Tod, seit April, ein anderer Mensch werden musste?

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 225 Strommännchen  mussten schon arbeiten
Montag, 24. Oktober 2022
Ich bin krank. Halskratzen und ein Gefühl von Schlappheit.
Habe auch morgen schon meine Arbeit abgesagt.
Nun sitze ich schon den ganzen Tag im Bett, mein Mitbewohner hat mir Pizza bestellt, und schaue eine Serie, lese ein Buch, denke an ___.
Bin ich wirklich noch nicht soweit, hier Klarnamen zu verwenden? Scheinbar nicht.
Ich will ihm gerne schreiben, dass ich ihn sehen will. Aber ich bin krank und will ihn nicht anstecken und bin auch zu schlapp für irgendetwas - zumindest für Sex. Kuscheln wäre schön. aber er soll sich nicht anstecken bzw. will ich nicht, dass er sich verpflichtet fühlt zu kommen ODER ehrlich ist und mir sagt, dass er nicht kommen will.
Der Freitag war schon zu hart.

Was ich will: Ich will, dass er weiß, dass ich eigentlich will, dass wir uns sehen. Und dass ich ihn mag und dass ich ihn mag, weil er stetig darum ringt, sein Leben und sein Tun zum Besseren zu verändern. Weil er Energie hat, viele Dinge zu tun und keine Angst hat, ehrlich genug zu sein, um diese Dinge zu tun. Ich denke, ich mag ihn, weil ich ihn ihm die Chance sehe, auch meine Muster zu verändern, nicht in ein Verhalten zu verfallen, das einem langweiligen Leben gleicht - nicht innerlich tot zu sein. Seit meiner Trennung fühle ich mich sehr frei und es ist jedes Mal hart, sich nach einer körperlichen Verbindung wieder zu trennen, aber ich denke, gerade das ist ein Weg zu persönlicher Freiheit. Wenn ich jetzt wieder an einer Person hängen bleibe - wie kann ich mich dann jemals selbst finden?

Trotzdem - wieder - ist da der Wunsch nach Nähe (häufiger) und nach Verlässlichkeit und Vertrauen.
Gekoppelt mit dem Wunsch nach Freiheit und Alleinsein ziemlich paradox - aber vielleicht auch nicht.

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 203 Strommännchen  mussten schon arbeiten
Montag, 30. Mai 2022
Wenn
Zum Thema erbärmliches Leben:
als ich am Donnerstag weinend auf der Parkbank lag, den Kopf auf dem Rucksack - nachdem ich einen echt schönen Tag hatte - kamen zwei Typen vorbei und einer sagte zum anderen: "Die hat sicher gerade eine Trennung."

Ich habe gelacht, denn er hatte recht.

Einen Monat Zusammenleben, einen Monat weirde Abende, an denen ich seine Körpernähe nicht aushalten, seine Liebe nicht zurückgeben konnte. Und nun wohne ich vorübergehend woanders - zahle aber noch die halbe Wohnung - fuck you!

Ich fühle mich manchmal sehr alleine gerade, aber die meiste Zeit fühle ich mich doch sehr frei - und das ist toll.

https://www.youtube.com/watch?v=j8fHerNSaEM


Wenn ich nicht verliebt wäre, könnte das Leben sogar noch leichter sein.

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 320 Strommännchen  mussten schon arbeiten
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Letzte Aktualisierung: 2024.09.11, 16:55
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